Es gibt zwei Gesten, die man in Baku sofort lernt, wenn man weder Aserbaidschanisch noch Russisch noch Türkisch spricht: Überkreuzte Arme heißt entweder geschlossen oder verboten (kommt sehr oft vor) und eine geschlängelte Tauchbewegung mit der Hand signalisiert „Unterführung“. Die ist lebensnotwendig, um im höchst kreativen Stoßverkehr lebend durch die erratische Blechlawine zu kommen. Für Touristen kann das regelwidrige Straßenüberqueren nicht nur gefährlich sondern auch kostspielig sein: Bei einem Betreuungsverhältnis von 5:1 kann man sicher sein, dass in Sichtweite ein Polizist steht. Umgerechnet 200.- bis 400.- Euro soll so ein Regelverstoß kosten. Einheimische lösen das Überqueren allerdings ähnlich kreativ wie den Umgang mit Verkehrsregeln, die es sicher auch hier gibt: Man schließt sich in Grüppchen zusammen, eng, fasst sich bisweilen an den Händen und stürzt sich als Menschenpulk in den Verkehr, erzwingt sich qua Masse den Weg auf die andere Seite. Eine Methode, die übrigens auch zum Überqueren der mehrspurigen Stadtautobahn angewandt wird.
Einfach grandios formuliert. So eine Muse lobe ich mir.