Whale watching mit Los Oceanos

Zehn MCopy 3350647632_resized_20180814_062127025enschen, Captain und Guide Melanie auf einem kleinen, offenen kanarischen Fischerboot in rot, weiß, blau. Vier Stunden Ausfahrt bei rauer See. Melanie verteilt Seekrankheitspillen und zeigt, wo die Schwimmwesten sind, “und wenn Ihr müsst, dann haben wir hier einen Eimer. Bitte über die Reeling ausschütten und und ausspülen. Viel praktischer geht es aber, wenn Ihr einfach über die Reeling macht. Hose runter und rüberhalten und entspannen. Das geht ganz wunderbar!”  Auf unserer Ausfahrt haben wir zwar zwei sehr Seekranke, mehrere leicht Seekranke und keine Wal-Sichtung zu verzeichnen, aber aufs ‘s Klo muss (oder traut sich) niemand.

1062031712Später in der Hafenbar frage ich den wettergegerbten Kapitän Volker, wie oft den dieses “über-die-Reeling-Klo” genutzt würde. Pragmatisch antwortet er:”Also wenn ich muss, ich gehe IMMER hinten am Heck, ich muss ja das Ruder halten. Die Bordwand wird heute aber seltener zum Pinkeln genutzt als früher. Überhaupt sind die Menschen weniger offen als früher, auch beim Nacktbaden und so.” Sagt’s und verschwindet hinter der Tür mit dem Caballeros-Zeichen.

Ich bin allerdings froh, dass mich meine großmütterlich beeidigten Piratengene (der Familienlegende nach sind wir nämlich mit Klaus Störtebecker verwandt) vor Seekrankheit und sonstigem Unbill an Bord bewahrt haben.

 

La Gomera – Fiesta del Carmen

FiestFiesta del Carmena del Carmen in Valle Gran Rey. Den Carmen-Teil nimmt man nicht so genau, eine Marienstatue ist es nämlich, die in buntgeschmückten Booten aufs Meer zur Prozession gefahren wird.

Der Fiesta-Teil ist dafür um so ernster gemeint! Was ich mit meinen schwäbisch-katholischen Reflexen erst für leichte Blasphemie halte, dass die ersten Prozessionsboote mit wummernden Beats und betanzt von Leichtbekleideten partymäßig wieder im Hafen anlanden, ist einfach nur die Fiesta, die sich dann sogar auf dem Prozessionsweg zum Hafenkirchlein hin fortsetzt und ausbreitet. Nur dass die Electro-Drums jetzt durch die archaisch anmutenden Handtrommeln ersetzt werden, die den Schritt der Prozessionstänzerinnen und Tänzer lenken. Der Tanz erinnert mich eher an ein indianischCopy 536881302_resized_20180810_075530075es Pow Wow denn an irgeCopy 936542558_resized_20180810_075440955ndetwas Katholisches. Die erstaunliche Mischung aus Mojito-seeliger Sommerparty und religiöser Feierlichkeit nimmt uns so gefangen, dass sogar mein protestantisch sozialisierter Begleiter interessiert dem spanischen Gottesdienst unter freiem Himmel folgt. Lange hängen am Fels noch die sichtbaren Spuren der Böllerschüsse. “Viva el Carmen”

 

 

Neulich in Cala d’Or … Bei Fernando

Kamasutra-Hemd

Kamasutra-Hemd

Urlaubseinkäufe sind meist von einer leichtfüßigen Euphorie beseelt. Der entspannte Blick macht die Dinge schöner und lässt oft genug Unnützes attraktiv und brauchbar erscheinen. Diese Dinge nennt man dann später „Souvenirs“.

Und man möchte den Leib auch mit Sonne und Meer und Leichtigkeit aus den örtlichen Boutiquen kleiden: Wunderbar Blau das Hemd und das kleine, unregelmäßige Muster tanzt weiß über den Stoff. Später am Tag wird das Hemd dann noch schnell gekauft, der erste Anschein war überzeugend genug.

Abends, man sitzt längst bei Fernando unter den großen Schirmen bei mallorquinischem Rosé, Meeresgetier auf dem Teller, entspannt der Sängerin lauschen und die Seele baumeln lassen. – Und dann fällt der tiefenentspannte Blick fokussiert auf das neue blaue Hemd mit seinem weißen Muster… bleibt an den Bildchen, die da plötzlich sind, hängen und das Hirn brauch einen Moment, die auf der Netzhaut aufschlagenden Wahrnehmungen als das zu entschlüsseln, was man da zu sehen glaubt, was man plötzlich erkennt! Huch! DIESE Figuren in diesen Zweisamkeits-Positionen waren da aber vorher noch nicht drauf, schwört die Erinnerung, die flüchtige. Wir haben es dann das „Kamasutra-Hemd“ getauft.

Neulich in Cala d’Or

Malle-Bucht2

Der Bootsanleger ist ein kleines Stückchen Beton auf den scharfkantigen Klippen, gerade breit genug für die Gangway. Türkisblau und Smaragdgrün schimmert das Meer. Zwischen Pinien und Palmen strahlen weiße Häuser vom Fels, südsommerlich. Schnell sind die anderen Touristen auf dem Katamaran“ Starfish“ vergessen. Und wir haben Glück: eine feine Nebelbank liegt noch träge von der Nacht vor der Bucht, genau in unserem Fahrwasser. Wie ein Weichzeichner aus sonnendurchflortem Zartgrau lässt sie Fels und Meer verschwimmen und legt einen feinen kühlen Niesel über Brillen und Haut. Die Tätowierungen der Engländerinnen in ihren Trägerhemdchen bekommen ein hübsches Gänsehautmuster. Nah und Fern verschwimmen. Misty and mysteriously.

„Riechst Du das Meer?“ fragt mein Begleiter leise. Ich atme Meer mit Sonne. Es ist wie schwimmen, tauchen und fliegen zugleich.