Schlagerwasser

157239171Der Wörthersee ist ein echtes Schlagerwasser. In Pörtschach legt das Ausflugsschiff am „Peter-Alexander-Steg“ an, in Velden behauptet eine Büste, Roy Black darstellen zu wollen. Und das fünfsternige Schlosshotel ist nicht nur Wahrzeichen von Velden und serienberühmte Filmkulisse, sondern war für viele Jahre der Lieblingsferienort von Udo Jürgens- wie der Kapitän des Ausflugsschiffes am Steg verkündet. Und er muss es ja wissen! Das ein oder andere Schlager-Sternschnüppchen war sicher auch schon da. So ein bisserl geblümter Kitsch-Glamour passt ganz gut in diese protoalpine Idylle mit Berg und Sommerfrische. ‚Aber bitte mit Sahne‘.

Whale watching mit Los Oceanos

Zehn MCopy 3350647632_resized_20180814_062127025enschen, Captain und Guide Melanie auf einem kleinen, offenen kanarischen Fischerboot in rot, weiß, blau. Vier Stunden Ausfahrt bei rauer See. Melanie verteilt Seekrankheitspillen und zeigt, wo die Schwimmwesten sind, “und wenn Ihr müsst, dann haben wir hier einen Eimer. Bitte über die Reeling ausschütten und und ausspülen. Viel praktischer geht es aber, wenn Ihr einfach über die Reeling macht. Hose runter und rüberhalten und entspannen. Das geht ganz wunderbar!”  Auf unserer Ausfahrt haben wir zwar zwei sehr Seekranke, mehrere leicht Seekranke und keine Wal-Sichtung zu verzeichnen, aber aufs ‘s Klo muss (oder traut sich) niemand.

1062031712Später in der Hafenbar frage ich den wettergegerbten Kapitän Volker, wie oft den dieses “über-die-Reeling-Klo” genutzt würde. Pragmatisch antwortet er:”Also wenn ich muss, ich gehe IMMER hinten am Heck, ich muss ja das Ruder halten. Die Bordwand wird heute aber seltener zum Pinkeln genutzt als früher. Überhaupt sind die Menschen weniger offen als früher, auch beim Nacktbaden und so.” Sagt’s und verschwindet hinter der Tür mit dem Caballeros-Zeichen.

Ich bin allerdings froh, dass mich meine großmütterlich beeidigten Piratengene (der Familienlegende nach sind wir nämlich mit Klaus Störtebecker verwandt) vor Seekrankheit und sonstigem Unbill an Bord bewahrt haben.

 

Ein Schiff… unterwegs 2

Dass Nordsee auch „Mordsee“ sein könne, kalauerte schon Hark Bohm. Wir haben sie auf der Überfahrt nach Cuxhaven aber sehr ruhig und friedfertig erlebt. Und auch wenn die ozeanische Weite arg domestiziert und gut sichtbar stets von Ufer begleitet wTelefonbilder_Dezember_2015 884ar, so stellte sich doch ein Gefühl von Großer Fahrt  und Großer Freiheit ein. Und wo geht’s hier bitte nach Amerika – oder mindestens nach England? Als dann ein unvermittelter Wellenschlag das Flachbodenschiff (ohne Kiel) gewaltig ins Schlingern und die Jungs am Ruder (immerhin hat Sascha das Seglerpatent) gewaltig ins Schleudern brachte, hob der Hochseekapitän nur gelassen seine Tasse (um größere Überschwemmungen zu vermeiden) und meinte lakonisch „ja, das sind dann so die Feinheiten“.

Ein Schiff wird kommen…. unterwegs1

Telefonbilder_Dezember_2015 922Meine Großmutter hat stets behauptet, wir seien mit Klaus Störtebecker verwandt. Mir gefällt die Idee, echte Freibeuter-Gene zu haben. Und vielleicht erklärt das auch meine übergroße Begeisterung für alles Maritime. Und wenn dann noch ein Lieblingsmensch mit der wunderbaren Idee um die Ecke kommt, ein veritables Schiff kaufen zu wollen und selbiges zum Kulturschiff umzubauen, produziert die Begeisterung funkelndes Feuerwerk.

Also: Das Clubschiff Cäcilie, Jahrgang 1913, war gekauft und sollte im April 2015 auf dem Wasserweg von Kiel über die Nordsee, Weser und Aller bis nach Celle geschippert werden. An Bord: Der frischgebackene „Reeder“, seine drei (reichlich erwachsenen) Söhne und vier gestandene Seebären mit jeder Menge Seemannsgarn im Gepäck.

In Brunsbüttel vor der großen Schleuse nahmen die Kerle mich an Bord. Abends gab es Matjes, Bier und Shanties, begleitet von Hannes mit dem Akkordeon. So Hans-Albers-Nostalgie-Dinge eben. Und Geschichten von den Weltmeeren, etwa so: „In der Karibik  habe ich deutsche Weihnachtslieder gesungen, mit frei erfundenem Text und die waren trotzdem begeistert“; oder so:  „Vor der Biskaya, bei rauer See, da hieß es plötzlich, mein „Moses“ sei über Bord! Wir sind verzweifelt  eine Stunde an der Stelle gekreuzt, dann hat ihn jemand in einer Ecke im Laderaum entdeckt, halbtot vor Seekrankheit“.

Morgens gab es dann für mich echte Wunschtraumerfüllung: Wir beim Frühstück auf derTelefonbilder_Dezember_2015 581 Brücke (der „Reeder“ hatte frische Brötchen geholt), gucken raus auf den Kai – auf dem die Flaneure neidvoll auf das Schiff gucken, so wie ich sonst immer, mit dem Gedanken „haben die es gut! Da würde ich auch gern sein!“. Manchmal ist Triumph großartig!