San Vigilio, Bucht zwischen Torri und Garda. Da schwimmt ein ganzes Abendessen im See – ein Hummer, eine Ananas, ein Pizzastück und sogar eine Brezel – aufblasbar. Das braune wulstige Ding habe ich erst für einen Scheißhaufen (mit Verlaub) gehalten, für ein schwimmendes Kack-Emoji. Teutonischer Urlaubshumor, befremdlich halt, aber nicht unverständlich. Immerhin hat ein amerikanischer Ethnograph die Neigung der Deutschen zu Kot und Unterleiblichem (in der Sprache) festgestellt. Als ich beim näheren Hinschauen dann das große Braune als Brezel-Luftmatratze erkannte, war ich doch irgendwie ganz froh.
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Gehen am Berg – Nunatak
Gehen am Berg. Unten der See, unter den Füßen ein Hang des Monte Baldo. Der Bergrücken ist ein Nunatak. Wirklich! Ich liebe dieses Wort. Es klingt nach Karl May oder nach James Fenimore Cooper, nach den „Indianerbüchern“ der Kindheit. Nunatak heißt aber, dass der Berg nicht ganz von der Eiszeitdecke bedeckt war und so auf seinem Rücken Vegetation überlebt hat, die sonst vom Eis gefressen worden wäre. Voreiszeitliche Botanik in einem heutigen Garten. Von seinen Hängen schaut man ins Adige-Tal oder auf den Lago di Garda, auf Olivenhaine und das lombardische Ufer. Und weil es einem dabei so im Herz warm wird, hat im verlassenen Dorf Campo di Brenzone jemand Liebe in den Horizont gestellt. In großen roten Buchstaben.
Neulich am Silbersee
…nein, nicht der von Karl May mit dem Schatz, obwohl mir jener „Silbersee“ meine erste Augenentzündung wegen Leseüberanstrengung eingetragen hat. Aber da dachte ich auch noch, dass Pirat oder Indianer ein prima Berufsziel für ein Mädchen wäre. Also, um den Winnetou- Silbersee geht es nicht.
Sondern um den Silbersee bei Celle, der ein fast kreisrundes, moosgrünes Gewässer ist, ein Badesee mit bester Sommerferienatmosphäre. Und wenn man schon mit einer Freundin „Sommerferien“ spielt, so richtig mit Radfahren und Badengehen und Sonnencreme und so, dann muss man nach dem Schwimmen unbedingt Pommes essen. Das gehört sich so!
Allein schon die Gastronomiebaracke im besten 70er Jahre Stil ist eine Attraktion. Die Damen vom Grill, oder besser gesagt die Damen von der Friteuse tun ein Übriges in Sachen Zeitreisegefühl. Schön, dass dann auch die Pommes Zeitreisende waren. Sie leben dort in einer viereckigen Plastikschüssel, wie Camper sie gern zum Abwaschen nehmen, und warten den lieben langen Tag aufs Verzehrtwerden. Wenn sie den Wärmetest beim Serviertwerden nicht überstehen – und der Test geht so: beim Befüllen der Pappschälchen (natürlich mit bloßen Händen und am besten jede Fritte einzeln angefasst) steckt die Friteusendame eines der Kartoffelstäbchen in den Mund, um zu testen, ob die Dinger nur kalt oder schon zu kalt sind – also, wenn sie diesen Test nicht bestehen, dann werden die Pappschälchen-Pommes wieder zu den Plastikschüssel-Pommes zurückgeschüttet und allesamt erneut in der Friteuse versenkt. Fritten-Recycling. Wir haben die Dinger trotzdem gegessen, um wenigstens diesen zwei Portionen das ewigwährende Wiederauffrittiertwerden zu ersparen.
Dass die Fritteusendame den Wunsch nach Ketchup mit den Worten beiseite wischte „der schmeckt nicht“ und die Pommes trotz „Stop“ und „bitte nicht“ in flüssigem Curry-Ketchup ertränkte, konnten wir nur noch mit albernem Gekicher quittieren. Beim Schwimmen danach haben wir sicher ganz hübsche Fettaugen gehabt, auf dem Silbersee, bei Celle.
Kulturelle Landpartie – Campingplatz Gartow-Laasche
Allein zelten ist merkwürdig. Camper sind merkwürdig. Allein ein Zelt aufstellen (zumal wenn Frau sich blöd anstellt) ist sehr merkwürdig!
Nachdem ich ein erkleckliches Weilchen für allseitige Kurzweil gesorgt hatte mit meinem Kampf mit viel Stoff und zu wenig Gestänge, beschloss ich, die amüsiert zuschauenden Camper (siehe oben!) in das Herumgewurstel mit einzubeziehen: “Sie schauen mir so schön kompetent zu. Da traue ich mich, Sie um kompetente Hilfe zu bitten.” Zwei Bäuche mit zwei Bärten erbarmten sich. Ob es das Testosteron war oder das unterstützende Bier, wage ich nicht zu sagen. Das nomadische Nachtasyl war schließlich in voller Größe und mit fachkundiger Hilfe aufgebaut.
Später war dann nur noch massives Vogelgezwitscher, polyphones Froschkonzert und fernes Donnergrummeln. Das Gewitter zog hübsch wetterleuchtend vorbei. Und morgens gab es bei strömendem Regen ein klassisches Frühstück im kleinen Campingplatzlokal, in echter Hotelqualität. Wendlandstimmung…