Der Wörthersee ist ein echtes Schlagerwasser. In Pörtschach legt das Ausflugsschiff am „Peter-Alexander-Steg“ an, in Velden behauptet eine Büste, Roy Black darstellen zu wollen. Und das fünfsternige Schlosshotel ist nicht nur Wahrzeichen von Velden und serienberühmte Filmkulisse, sondern war für viele Jahre der Lieblingsferienort von Udo Jürgens- wie der Kapitän des Ausflugsschiffes am Steg verkündet. Und er muss es ja wissen! Das ein oder andere Schlager-Sternschnüppchen war sicher auch schon da. So ein bisserl geblümter Kitsch-Glamour passt ganz gut in diese protoalpine Idylle mit Berg und Sommerfrische. ‚Aber bitte mit Sahne‘.
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Ins Blaue
Von Viktring aus lernt man unwillkürlich Klagenfurts Randbereiche kennen. Der Bus sagt die Haltestelle “Schaumgasse” an, die Gegend widerspricht dem fluffigen Namen. An der Ecke neben dem Gebrauchtwagenhandel ist der Grill “Beim Batic”. Die Ansagestimme ist weiblich, den Bus fährt ein Mann und ich frage mich, warum das so ist. Starre derweil die schräg vor mir Sitzende an, sehr türkisblaues Kleid mit schwarzen Blumen, höchst dramatisch, das schüttere Haar mit einer großen blauen Blumenspange am Hinterkopf zusammengefasst. Darunter kaskadiert alte Haut über den kahlen Nacken zu den Schultern hin. Über der Hinterkopfblöße thront die blaue Blume und scheint im Rhythmus der Fahrt zu kichern.
Neulich in Klagenfurt
Bei Klagenfurt fallen einem natürlich Ingeborg Bachmann und Robert Musil ein. Literatur ist hier jedoch eine Werktags-Angelegenheit. Samstag und Sonntag ist das Musil-Museum geschlossen. Auch das Ingeborg-Café hat sonntags zu. Wenigstens das Musil-Café hat geöffnet. Dichters Konterfei auf der Karte, rauchgeschwängerte Luft, eine Räucherbude. Der Tresen besetzt von Biertrinkern. Die mitgebrachten Literatur-Bilder im Kopf passen nicht zum Ort. Und Frau allein mit Buch vor Kaffee passt wohl auch nicht zum Ort.
„Grüß Gott ich bin der Jörg und das ist der Roman“ kommt das Gesprächsangebot vom Nebentisch. Nachdem man sich kurz über den Ausländerstatus versichert hat (Woher? Aus Hannover?) rutscht „der Jörg“ näher, lächelt (okay, es war wohl eher ein Grinsen) und sagt: „Hannover kenne ich, da kommt die Teresa Orlowski her, ich habe mal in derselben Branche gearbeitet wie die.“ Stutzige Denkpause. Äh, Orlowski… oh! Und jetzt habe ich erst recht falsche Bilder im Kopf. Zuviel Information! Im Musil-Café in Klagenfurt.
Der Lindwurm
Kärnten gehört nicht wirklich zu Österreich, glaube ich. Zumindest scheint es ein Problem mit der K&K-Geschichte zu geben. Wohl thront Maria-Theresia auf dem zentralen Platz in Klagenfurt. Aber von der gegenüberliegenden Platzseite speit sie ein Drache an. Zwar nur mit Wasser, aber er speit!
Auf meine Frage, was es denn mit dem monumentalen Drachen auf sich habe, korrigieren die Studentinnen am Café-Tisch im Chor: „Aber das ist doch der Lindwurm!“ Aha. Für mich ist das ein Wort, das in Märchen wohnt. Nicht so in Klagenfurt. Da thront der Lindwurm auf dem Rathausplatz und auf Torten. Und er ist kein Drache!