Washington DC – Von Helden und Unholden

Die amerikanische Reisebegleiterin ist schon in New York wegen eines familiären Notfalles zurück nach St. Louis gereist. Also reise ich unbegleitet weiter ich fühle mich in der  eigentlich gemeinsamen Reisestation Washington DC gestrandet, irgendwie verloren. Da heißt es, sich an Museen festhalten. Kultur als Sicherungsort. Freundliche Irritationen im Marine-Museum, museales Erstaunen im „International Spy Museum“ und beglückende Seherfahrungen im Smithsonian. Kunst ist toll. Und tröstet.

Im Herzen der Hauptstadt ist viel Grün, mehr Landschaft als Park, mittig durchsetzt von natioTelefonbilder_September2016 1115nalem und vor allem militärischem Gedenken. Da stapfen wachsame Soldaten des Koreakriegs durchs Unterholz, Vietnamkämpfer in Bronze stehen Wacht. Anrührend ist tatsächlich die schwarzglänzende, in den Boden versenkte Wand des Vietnam-Memorials. Kein nationalstaatlicher Schnickschnack, nur Namen. Tausende von eingravierten Namen. Und bis heute kommen Angehörige, pausen die Namen ihrer gefallenen Verwandten ab, hinterlassen Nachrichten für getötete Kameraden. “To the Four Left Behind” steht auf dem Umschlag. Hier haben Trauer und das namenlose Entsetzen einen Raum, viel mehr als in den mit Flaggen und Fahnen bestückten Heroisierungsräumen, wie etwa Bush’s World War II Monument, das fast nahtlos an die Ästhetik von Mussolinis faschistischer Kunststadt EUR anknüpft.Telefonbilder_September2016 1097Telefonbilder_September2016 1096