Baltimore – Hometown der Serie Homicide

Telefonbilder_September2016 1005Das Air BnB in der Nähe der John Hopkins Universität sieht zauberhübsch aus, ist aber nur tagsüber in einer sicheren Gegend. Nachts sollte ich ein Taxi nehmen und nicht auf der Straße herumlaufen, auch nicht von der Bushaltestelle hierher, rät der Vermieter im Gehen. Na klasse. Dickschädelig halte ich mich nicht daran. Allein der Gang zum Sandwichladen 100 Meter die Straße runter wird zur cultural experience. Das Weiß meiner Haut fällt auf, mein Fremdsein. Die Brille, Kleidung, Körperhaltung alles europäisch. „Leben viele schwarze Menschen in Deutschland?“ und dann „do you like black guys“? Ich kann das Angesprochenwerden nicht einordnen, ist das Anmache oder will jemand da nur auf unbeholfene Weise nett sein? Oder vielleicht meinen Rassismusfaktor austesten?

Den Weg zum Liquor Store, um ein Bier zum Sandwich zu kaufen, lässt mich der schwarze Hausverwalter dann nicht mehr alleine gehen. „Well, you know, there are some deals, like a little bit of dope or cocaine, weapons“… und als Fremde würde ich wie eine billige Geldquelle wirken.

Mein erster Gedanke: Ich bin doch keine Sissi die man beschützen müsste. Widerwillig stimme ich der Begleitung zu. Wenn man mich einmal mit ihm sehen würde, dann wüssten die Leute, dass sie mir nichts tun dürften, meint er. Okay. Der Liquor Store, anderthalb Blocks die Straße runter, wirkt wie aus einem miesen Ghetto-Film entsprungen. Vergitterte Verkaufsschalter, Panzerglas, der Verkaufsraum, der eher einer Wildwest-Miniatur-Schalterhalle gleicht, ist voll mit abgelebten Gestalten, aufgedunsen, gehetzte Blicke, Gier, kaum gezügelte Aggressivität gegen alles und nichts. Armut, Not und Sucht machen zornig. Ich würde gern gucken, beobachten, starren. Eine versteckte Kamera wäre jetzt großartig! Schwer identifizierbare Körpergerüche stehen fest im Raum, Angst, Bratfett, Urin, Kot, Schmutz, Fusel, billiges Parfüm. Weiß bin nur ich. Die Andere. Die Fremde. Fehl am Platz. Und ich bin tatsächlich froh, dass Ray mich nicht allein gehen ließ.

Nur am Hafen gibt Baltimore vor, eine nette Stadt zu sTelefonbilder_September2016 1050ein.

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