Zehn Menschen, Captain und Guide Melanie auf einem kleinen, offenen kanarischen Fischerboot in rot, weiß, blau. Vier Stunden Ausfahrt bei rauer See. Melanie verteilt Seekrankheitspillen und zeigt, wo die Schwimmwesten sind, “und wenn Ihr müsst, dann haben wir hier einen Eimer. Bitte über die Reeling ausschütten und und ausspülen. Viel praktischer geht es aber, wenn Ihr einfach über die Reeling macht. Hose runter und rüberhalten und entspannen. Das geht ganz wunderbar!” Auf unserer Ausfahrt haben wir zwar zwei sehr Seekranke, mehrere leicht Seekranke und keine Wal-Sichtung zu verzeichnen, aber aufs ‘s Klo muss (oder traut sich) niemand.
Später in der Hafenbar frage ich den wettergegerbten Kapitän Volker, wie oft den dieses “über-die-Reeling-Klo” genutzt würde. Pragmatisch antwortet er:”Also wenn ich muss, ich gehe IMMER hinten am Heck, ich muss ja das Ruder halten. Die Bordwand wird heute aber seltener zum Pinkeln genutzt als früher. Überhaupt sind die Menschen weniger offen als früher, auch beim Nacktbaden und so.” Sagt’s und verschwindet hinter der Tür mit dem Caballeros-Zeichen.
Ich bin allerdings froh, dass mich meine großmütterlich beeidigten Piratengene (der Familienlegende nach sind wir nämlich mit Klaus Störtebecker verwandt) vor Seekrankheit und sonstigem Unbill an Bord bewahrt haben.