Berlin – Herbstsonate mit Absinth

AbsinthHerbstsonate – Corinna Harfouch und Frizzi Haberland „spielen sich ums Leben“ wie die Begleiterin treffend bemerkt. Das Bühnenbild mutet an wie eine begehbare Grafik von M.C. Escher, auf der die Schauspieler umherirren – zielgenau. Wir sind geflasht von soviel Intensität und Darstellungskunst.

Danach Absinth-Bar in Mitte, goldene Tapete hinter Flaschenbatterien, Ansiduft rauchgeschwängert und der französische Beherrscher des Wunderortes trifft mit der Auswahl unserer Absinthe ideal den je individuellen Geschmack. Es „vangoght“ leicht im Oberstübchen. Theater und Bar verweben sich in unseren Köpfen zu einem stimmigen Gesamtgefühl. Berlin um Mitternacht.

Verona – Aida

Arena Verona1Von den „billigen“ Plätzen der Arena in Verona hat man eine wunderbare Aussicht über das gesamte Theaterrund, auf die Bühne und auf die nächtlichen Altstadtdächer. Und die uralten Steinstufen sitzen sich erstaunlich bequem, wenn man sich ein anlassgemäß kitschiges Sitzkissen gekauft hat. Eines mit Arena-Bild und Julia-Schmacht-Balkon darauf, so richtige für Touristen. Allerdings straft der Aufstieg in die oberen Ränge für meine Eitelkeit, unbedingt die neuen, schicken, hohen italienischen Sommerschühchen tragen zu müssen. Also würdevoll und mit Bedacht schreiten, oder besser gesagt erklimmen.

Die ambulanten Händler verkaufen „veganes Wasser“, vorurteilsgerecht betrachten sich die asiatischen Touristen das Spektakel quasi ausschließlich fotografierend und filmend auf den Displays ihrer Mobilgeräte und der Mond leuchtet wie bestellt groß, sommernachtsgelb und romantisch in die Arena. Mitten in das finale Piano (die Priester haben sich zur Urteilsfindung tief in die Kulissen zurückgezogen und singen quasi aus dem off) platzt ein fieses Brummen, an- und abschwellend. Eine Drohne kreist über der Arena, hält inne, kehrt zurück. Wachsende Unruhe unter den Zuschauern, einige suchen Schutz in den Abgängen. Mehrfach kommt das Brummsedings zurück und zieht Kreise. Wahrnehmbare Unruhe nun auch im Orchestergraben. Der gesungenen Tragödie gesellt das Kopfkino wohl allenthalben aktuelle Katastrophenszenarien bei. Nicht schön.

Die italienischen Zeitungen wissen später dann zu berichten, es sei ein amerikanischer Tourist gewesen, der sich die Oper und das zuhörende Volk mal von oben betrachten wollte. So für sich ganz allein. Verhaftet haben sie ihn erst mal trotzdem, die Carabinieri.